Olga Dobijanka-Witczakowa

DIE LETZTE DRAMATISCHE DICHTUNG FRITZ HOCHWÄLDERS: DIE PRINZESSIN VON CHIMAY (1982)

Zusammenfassung

Die letzte dramatische Dichtung Fritz Hochwälders, Die Prinzessin von Chimay, nimmt wieder das Thema der Französischen Revolution auf, das der Autor schon in seinem Drama Der öffentliche Ankläger (1948, gedr. 1954) behandelt hat. Die Titelheldin, die verwitwete Prinzessin von Chimay, ist die im früheren Stück als Therese Cabarrus, damals schon die Gattin Talliens, auftretende führende Person, die den Sturz des verhaßten öffentlichen Anklägers Fouquier-Tinville vorbereitet und mit Erfolg durchgeführt hat. Die Verfasserin des Artikels betrachtet deshalb beide Werke und stellt u. a. die Frage, ob die Ansichten Hochwälders über die Französische Revolution, über jede Revolution, die im Offentlichen Ankläger ziemlich klar formuliert sind, im letzten Stück wiederholt, oder vielleicht korrigiert werden.

Die Antwort ist nicht leicht zu finden, weil der Text der Prinzessin von Chimay keine eindeutige Entscheidung liefert. Das kurze Stück mit einer spärlichen Fabel, die am Schluß eine unerwartete Wendung bringt, entzieht sich überhaupt einer klaren Deutung, was ihm übrigens einen eigenartigen Reiz verleiht. Auch hier findet man, wie in vielen anderen Werken Hochwälders, zahlreiche Anspielungen auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Den Kern der Handlung bildet die Entlarvung des ehemaligen Anhängers Robespierres, Jullien, der vor 40 Jahren in Bordeaux viele Menschen in den Tod getrieben und auch Therese Cabarrus zu vernichten versucht hat. Es stellt sich heraus, daß der inzwischen spurlos verschwundene Jullien der seit fünf Jahren als Verwalter und Sekretär der Prinzessin beschäftigte Maergesse ist. Diese Entdeckung bleibt praktisch ohne Folgen. Jullien-Maergesse will zwar das Haus der Prinzessin verlassen, doch diese befiehlt ihm, sich mit ihr, wie jeden Abend seit Jahren, zum Kartenspiel zu setzen. Während die beiden zu spielen und dabei zu kichern beginnen, senkt sich der Vorhang. Dieser Schluß könnte die Bezeichnung der Prinzessin von Chimay durch den Autor als "Komödie" erklären. Doch auch das ließe sich im Kontext der ganzen Dichtung in Frage stellen.